Dieses Proseminar bietet eine grundlegende wissenschaftliche Einführung zur sogenannten Reichsbürgerbewegung in Deutschland, deren Mitglieder die Legitimität der Bundesrepublik Deutschland ablehnen und die Wiederherstellung des Deutschen Reiches fordern. Die Reichsbürgerbewegung ist ein heterogenes Phänomen, das unterschiedliche ideologische Strömungen und organisatorische Formen umfasst. Dabei reicht die Bandbreite dieses Milieus von vermeintlich friedfertigen Selbstverwaltern der Anastasia-Bewegung, welche in Einklang mit der Natur leben wollen, bis tief in die gewaltbereite extreme Rechte hinein, welche Pläne zum Umsturz des Staates und der Ermordung von Funktionsträgern schmieden (Putschversuch um Heinrich XIII. Prinz Reuß Dezember 2022). Laut dem Bundesamt für Verfassungsschutz wird die Bewegung in Deutschland auf etwa 23.000 Personen geschätzt, von denen etwa 1.150 als rechtsextremistisch eingestuft werden. Ziel des Seminars ist es, die Reichsbürger sowohl als isolierte Splittergruppe als auch im Kontext des breiteren Rechtsextremismus zu analysieren.
Die Auseinandersetzung mit dieser Gruppe ist nicht nur aufgrund ihrer potenziellen Gewaltbereitschaft und Radikalisierungsgefahr relevant, sondern auch wegen ihrer Auswirkungen auf die demokratische Kultur und den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Reichsbürger treten häufig durch aggressive Verhaltensweisen gegenüber staatlichen Institutionen und deren Vertretern in Erscheinung, was eine besondere Herausforderung für Sicherheitsbehörden und die Justiz darstellt.