Aus dem Projekt "Widerstand und Verfolgung in Bayern 1933-1945" des Bay. Kultusministeriums entstammen umfangreiche Inventarisierungen von Prozessakten, insbesondere des "Sondergerichts München". Die sorgfältige Dokumentation in Form von Regesten und tief erschlossenen Registern verspricht interessante und neue Einblicke in die Urteilspraxis der NS-Justiz.
In diesem forschungsnahen Seminar betrachten wir nicht die einzelne Prozessakte, sondern gehen "makroskopisch" vor. Wir suchen nach wiederkehrenden Mustern (oder Willkür) und nach Korrelationen in Bezug auf Delikt, Urteil und sozialen Merkmalen (Herkunft, Alter, Geschlecht, Religion) der Angeklagten.
Hierzu entwickeln wir ein Forschungsdesign, das, ausgehend von der maschinenschriftlich vorliegenden Dokumentation, die Regesten und Register mittels Textmining in eine strukturierte Datenbank überführt, die so gewonnenen Daten analysiert, Befunde erhebt und interpretiert. Das Seminar folgt dabei einem laufenden Forschungsprojekt meines Lehrstuhls.
Vorkenntnisse der Digital Humanities aus einem oder mehreren der folgenden Bereiche können gewinnbringend in das Seminar eingebracht werden, sind aber keine Voraussetzung für die Teilnahme: Datenmodellierung, Textmining/NLP, Programmieren, Statistik.
Leistungsnachweis: durchgehende und aktive Teilnahme, Übernahme von informellen Kurzreferaten sowie kleinere Hausaufgaben und Fingerübungen, die den Seminarfortschritt garantieren; vorbereitende Lektüre; am Ende eine Hausarbeit auf Niveau eines historischen Hauptseminars, in der einer einzelnen Fragestellung vertieft nachgegangen bzw. eine Forschungshypothese formuliert und überprüft wird.